Hochwasserübung

18.4.09 - Große Hochwasserübung im Gewerbegebiet Krugzell

Die BEW (Bayrische Elektrizitätswerke) organisierte eine große Hochwasserschutzübung an der Iller. Insgesamt waren weit über 200 Feuerwehrmänner an der Übung beteiligt. Am Gewerbegebiet Krugzell waren die Wehren Altusried, Krugzell, Dietmannsried, Kimratshofen, Käsers, Muthmannshofen und Frauenzell im Einsatz. Hier wurde die Dammverstärkung geprobt.

Weitere Übungsabschnitte waren flussabwärts bei der Staustufe Fluhmühle mit den Feuerwehren rund um Legau, und in der Unterallgäuer Gemeinde Lautrach. An der Staustufe wurde von den Legauer Kameraden eine Person, die in das Wehr geraten ist, gerettet. In Lautrach verstärkten rund 80 Floriansjünger den Damm.

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Bei dem Abschnitt Gewerbegebiet Krugzell bedroht die aus dem südlichen Oberallgäu kommende Iller zahlreiche Industriebetriebe, Bauernhöfe und die Staatstraße nach Altusried. In den Hochwasserjahren 1999 und 2005 wurde das Gebiet trotz umfangreichem Einsatz der Altusrieder Wehren größtenteils überflutet.

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Die Übung wurde in drei Abschnitte eingeteilt:

  • Dammverstärkung mit Schotterkies
  • Dammverstärkung mit Sandsäcken
  • Erstellen eines Ringdeiches

Kommandant Bernhard Prestel von der Altusrieder Feuerwehr begrüßte die anwesenden Feuerwehrler und die Organisatoren der Übung vom BEW, weiter den Vertreter vom Wasserwirtschaftsamt Kempten und den Altusrieder Bürgermeister Heribert Kammel.





All diese Maßnahmen dienen im Hochwasserfall dazu, den Damm zu schützen, bzw. ihn zu verstärken. Wenn das Wasser bis zur Dammkrone steht, (wie in den Jahrhunderthochwasserjahren 1999 und 2005 der Fall – bei einer Dammhöhe von 3-4 Metern!) ist der Schutzwall akut gefährdet.

Da das Hochwasser oft Tage anhält und ein enormer Wasserdruck auf dem Damm lastet, weicht er immer mehr auf. Es tritt Sickerwasser auf der anderen Seite im unteren Drittel des Walls aus. Wenn dieses Wasser klar ist, besteht vorerst keine Gefahr – man spricht von Gefahrenstufe 1. Die Feuerwehrler müssen in dieser Phase eines Hochwassereinsatzes den Damm genau beobachten, weitere Maßnahmen sind noch nicht zu treffen. Wenn das Wasser trüb ist und sog. Feinpartikel mitführt, spricht man von Gefahrenstufe 3. Da jetzt Material aus dem Damm geschwemmt wird, droht dieser ohne geeignete Schutzmaßnamen zu brechen. Jetzt müssen die Feuerwehren den Erdwall mit Auflastfilter stabilisieren.

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Die Dammverstärkung kann maschinell mit einem Bagger und Schotterkies großflächig und relativ zügig erfolgen. Vertragsfirmen des BEWs sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr erreichbar und können in kürzester Zeit Schotterkies und Bagger an die betroffenen Stellen bringen. Der Damm selbst ist auf der Flussseite mit Lehm abgedichtet.

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Ansonsten besteht er aus Kies und verdichteten Boden. Das Kies muss großkörnig sein und hat zwei Aufgaben. Mit dem Gewicht des angebrachten Keils wird der Schutzhügel stabilisiert und durch das grobkörnigen Kies wird das Sickerwasser gefiltert. So bleibt das Material im Damm, daher auch der Name Auflastfilter.

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Das austretende Wasser soll also nicht aufgehalten, sondern nur gefiltert werden. Bei einer Abdichtung würde der Erdwall aufgeschwemmt werden und deshalb nach kurzer Zeit brechen. Es können mit dieser Methode ca. 20 Meter Damm in einer Stunde befestigt werden.

Da oft aufgrund begrenzten Platzes keine großen Maschinen eingesetzt werden können wird häufig ein Auflastfilter von Hand mit Sandsäcken angebracht. Die Filterwirkung übernimmt hier ein Fließ, das aus mehreren Lagen besteht und auf einem Quadratmeter eine Reißfestigkeit von 5 Tonnen hat.

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Es werden zwei Meter breite Sandsackfelder mit einem Abstand von einem Meter gelegt. Der Abstand bewirkt, dass das Sickerwasser besser abfließen kann. Pro Feld werden ungefähr 200 Sandsäcke benötigt. Die Sandsäcke werden mit der Öffnung nach Oben gelegt, damit im Falle Wasserüberlaufs der Sand nicht aus den Säcken geschwemmt wird. Eine Vielzahl an Feuerwehrmännern können so ungefähr 12 Meter Damm in der Stunde verstärken.

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In der Dritten Station wurde ein Ringdeich angelegt. Wenn im Hinterland Wasser aus dem Feld drückt, droht wieder die Gefahr des Aus- schwemmens. Dann wird ein Ring aus Sandsäcken gelegt. Das sich dort sammelnde Wasser erzeugt einen Gegendruck und hält den austretenden Wasserfluss auf.

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Die rund 20 Kilo schweren Sandsäcke wurden mit dem „Sandboy“ und dem „Sand-King“ gefüllt. Beim „Sandboy“ füllt ein mit Sand gefüllter Betonmischer das Abfüllrohr. Es können zwei Sandsäcke gleichzeitig gefüllt werden.

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Für den massenhaften Gebrauch von Sandsäcken eignet sich aber die Befüllung mit dem „Sand-King“ um einiges besser. Er besitzt gleich 7 Abfüllstationen und wird mit einem Radlader gefüllt. So können (bei einer ausreichenden Zahl an Einsatzkräften) rund 800 – 1000 Sandsäcke in der Stunde produziert werden.

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Nach der sehr lehrreichen, landkreisübergreifenden Übung trafen sich alle Feuerwehrmänner in Lautrach zu einem gemeinsamen Mittagessen, gesponsert von der BEW.

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